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Die Bedeutung der Pflegehelfenden im Schweizer Gesundheitssystem

Geschrieben von Sebastian Bobka | Sep 17, 2024 10:05:33 AM

In der Schweiz, einem Land mit einem der fortschrittlichsten Gesundheitssysteme weltweit, sind Pflegehelfende eine unverzichtbare Säule der medizinischen Versorgung. Sie stehen oft im Schatten anderer Gesundheitsberufe, doch ihre Rolle ist für das Funktionieren des gesamten Systems entscheidend. Pflegehelfende sind nicht nur für grundlegende Pflegeaufgaben zuständig, sondern auch für die emotionale Unterstützung der Patientinnen und Patienten, was ihre Arbeit besonders wertvoll macht.

Aktuelle Statistiken zeigen, dass der Bedarf an Pflegepersonal in der Schweiz stetig steigt. Laut dem "Statistischen Jahrbuch 2022/2023" des Bundesamtes für Statistik ist der Gesundheitssektor einer der grössten Arbeitgeber im Land. Diese Zahlen unterstreichen die wachsende Bedeutung der Pflegehelfenden, die eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung spielen.

Sie sind nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der Patient:innenversorgung, sondern tragen auch massgeblich zur Qualität und Effizienz des Gesundheitswesens bei. Ihr Beitrag, oft übersehen, verdient eine ausführlichere Anerkennung und Wertschätzung, die in den folgenden Abschnitten dieses Artikels detailliert dargelegt wird.

Historische Entwicklung der Pflegehilfe in der Schweiz

Die Geschichte der Pflegehilfe in der Schweiz ist eng mit der Entwicklung der medizinischen Praxis und der Berufspflege verbunden. Im 19. Jahrhundert begann eine signifikante Veränderung in der Krankenpflege. Zuvor dominierten religiöse Ordensgemeinschaften und Privatpflege zu Hause die Pflegelandschaft. Dies änderte sich jedoch mit den Fortschritten in der Medizin, wie der Entdeckung der Narkose und der Einführung von Asepsis Prinzipien, die zu einer rasanten Entwicklung der Krankenhausmedizin führten.

In dieser Zeit des Wandels erkannten zwei Schweizer Pioniere der Berufspflege, Dr. med. Anna Heer in Zürich und Dr. med. Walther Sahli in Bern, die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der Krankenpflege. Sie sahen, dass die bisherigen Pflegeformen den modernen Anforderungen nicht mehr gerecht wurden und dass qualifiziertes Pflegepersonal benötigt wurde, das Patient:innen nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen betreuen konnte.

Die Modernisierung der Krankenpflege führte zur Verberuflichung und Professionalisierung dieses Bereichs. Es entstand ein Bedarf an einer formellen Berufsausbildung für Pflegekräfte und an einer Neuorganisation der Pflege sowohl innerhalb der Institutionen als auch in der häuslichen Pflege. Diese Entwicklungen mündeten in die Gründung von Berufsverbänden für Pflegepersonal, die eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung des Pflegeberufs spielten.

Diese historische Entwicklung legte den Grundstein für die heutige Rolle der Pflegehelfenden in der Schweiz. Sie reflektiert den Übergang von einer überwiegend von religiösen und privaten Institutionen getragenen Pflege zu einem professionellen und institutionalisierten Gesundheitssystem, das auf fundierter Ausbildung und modernen medizinischen Praktiken basiert.

Aufgaben der Pflegehelfenden

Pflegehelfende spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung der Schweiz und übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben, die essentiell für das Wohlbefinden und die Betreuung der Patient:innen sind. Ihre täglichen Aufgaben sind vielseitig und reichen von grundlegender Körperpflege über Ernährungsunterstützung bis hin zur emotionalen Betreuung.

Die alltäglichen Aufgaben von Pflegehelfenden umfassen typischerweise:

  • Grundpflege: Dazu gehört die Unterstützung bei der täglichen Hygiene, wie Baden, Duschen, Zähneputzen und Wechseln der Kleidung.
  • Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme: Pflegehelfende helfen bei der Zubereitung und Verabreichung von Mahlzeiten.
  • Mobilitätshilfe: Sie assistieren bei der Bewegung und dem Transfer von Patient:innen, zum Beispiel vom Bett in den Rollstuhl.
  • Dokumentation und Kommunikation: Pflegehelfende dokumentieren den Gesundheitszustand und die Fortschritte der Patient:innen und kommunizieren diese Informationen an das Pflegepersonal.

Im Vergleich zu anderen medizinischen Berufen, wie beispielsweise ausgebildeten Pflegefachpersonen oder Ärzt:innen, konzentrieren sich Pflegehelfende mehr auf die alltägliche, praktische Unterstützung und weniger auf medizinische oder therapeutische Aspekte der Patient:innenversorgung. Während Pflegefachpersonen häufig komplexere medizinische Aufgaben übernehmen, wie die Verabreichung von Medikamenten oder die Durchführung spezifischer Pflegeinterventionen, liegt der Schwerpunkt der Pflegehelfenden auf der Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten und der Sicherstellung des Komforts und der Grundversorgung der Patient:innen.

Die Unterscheidung zwischen Pflegehelfenden und anderen medizinischen Berufen liegt also hauptsächlich im Umfang der Verantwortlichkeiten und der Tiefe der medizinischen Ausbildung. Während Pflegehelfende eine wesentliche Stütze im Alltag der Patient:innenversorgung darstellen, sind Pflegefachpersonen und Ärzt:innen für die umfassendere medizinische Betreuung zuständig.

Ausbildung und Qualifikationen

Die Ausbildung zum Pflegehelfenden in der Schweiz ist strukturiert und zielt darauf ab, den angehenden Fachkräften die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für ihre Rolle im Gesundheitswesen zu vermitteln. Der Ausbildungsweg umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Ausbildungsweg: Die Grundausbildung für Pflegehelfende in der Schweiz wird oft durch das AsFam Schulung & Bildung  angeboten. Diese Ausbildung dauert in der Regel zwei bis vier Monate und beinhaltet sowohl theoretischen Unterricht als auch praktische Ausbildungseinheiten. Die Teilnehmer erlernen grundlegende Fähigkeiten in der Betreuung und Pflege, Kommunikation und Dokumentation sowie in Erster Hilfe.
  2. Abschluss und Zertifizierung: Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, das sie als qualifizierte Pflegehelfende ausweist. Dieses Zertifikat ist eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit in verschiedenen Pflegeeinrichtungen.
  3. Fortbildungsmöglichkeiten: Pflegehelfende haben in der Schweiz vielfältige Möglichkeiten zur Weiterbildung und Spezialisierung. Sie können sich beispielsweise in Bereichen wie Geriatrie, Palliativpflege oder in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen weiterbilden. Diese zusätzlichen Qualifikationen können ihre Karrierechancen erweitern und ihnen ermöglichen, spezialisierte Rollen innerhalb des Gesundheitswesens zu übernehmen.
  4. Spezialisierungen: Neben den allgemeinen Fortbildungen gibt es auch spezialisierte Kurse, die auf spezifische Bedürfnisse oder Krankheitsbilder ausgerichtet sind. Solche Spezialisierungen ermöglichen es den Pflegehelfenden, ihr Fachwissen zu vertiefen und ihre Kompetenzen in bestimmten Bereichen der Pflege zu erweitern.

Diese Ausbildung und die damit verbundenen Qualifikationen stellen sicher, dass Pflegehelfende in der Schweiz gut vorbereitet sind, um qualitativ hochwertige Pflege zu leisten und einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitssystem des Landes zu leisten.

Bedeutung in verschiedenen Sektoren

Pflegehelfende in der Schweiz nehmen je nach Arbeitsumfeld unterschiedliche Rollen ein und sehen sich verschiedenen Herausforderungen gegenüber. Im Krankenhaussektor sind sie oft mit einem dynamischen und schnellen Arbeitsumfeld konfrontiert, indem sie die Grundversorgung von Patient:innen übernehmen. Dies beinhaltet die Unterstützung bei der Körperpflege, der Ernährung, Mobilitätshilfen sowie die Überwachung grundlegender Vitalzeichen. Eine besondere Herausforderung in Krankenhäusern ist der Umgang mit akut erkrankten Patient:innen, was Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordert. Zudem ist ein Verständnis für verschiedene medizinische Geräte und Prozeduren notwendig, um effektiv mit dem Pflegefachpersonal zusammenarbeiten zu können.

In Pflegeheimen wiederum liegt der Fokus der Pflegehelfenden auf der langfristigen Betreuung älterer Menschen oder solcher mit chronischen Erkrankungen. Hier spielen neben der physischen Pflege auch soziale Aspekte eine wichtige Rolle, da Pflegehelfende oft enge Beziehungen zu den Bewohner:innen aufbauen und wesentlich zu deren Lebensqualität beitragen. Die Herausforderungen in Pflegeheimen umfassen die Bewältigung von emotionalen und kognitiven Beeinträchtigungen der Bewohner:innen sowie die Anpassung der Pflege an deren individuelle Bedürfnisse.

Im Bereich der ambulanten Dienste leisten Pflegehelfende Unterstützung bei den täglichen Aktivitäten direkt in den Wohnungen der Klient:innen. Dies erfordert ein hohes Mass an Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit, da sie in der Regel ohne direkte Aufsicht arbeiten und ihre Besuche selbst koordinieren. In diesem Sektor sind Pflegehelfende oft die wichtigste Verbindung zwischen den Klient:innen und dem Gesundheitssystem und spielen eine entscheidende Rolle in der Beurteilung der Gesundheits- und Wohnsituation der Klient:innen.

In allen diesen Sektoren sind Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Geduld Schlüsselqualitäten, die Pflegehelfende mitbringen müssen. Die Vielfalt der Aufgaben und Herausforderungen zeigt, wie wichtig und vielseitig die Rolle der Pflegehelfenden im Schweizer Gesundheitssystem ist.

Die Covid-Pandemie und die Bedeutung der Pflegehelfenden

Die Covid-19-Pandemie brachte für das Gesundheitswesen weltweit, einschliesslich der Schweiz, beispiellose Herausforderungen mit sich, die sich auch massgeblich auf die Arbeit von Pflegehelfenden auswirkten. Die Pandemie führte zu einer erhöhten Arbeitsbelastung und zusätzlichem Stress, da sich die Pflegehelfenden mit neuen und oft schnell wechselnden Protokollen und Sicherheitsmassnahmen auseinandersetzen mussten. Die Betreuung von Covid-19-Patient:innen, das Tragen von Schutzkleidung über lange Zeiträume und die Bewältigung der emotionalen Belastung durch den Umgang mit infizierten und oft schwer erkrankten Patient:innen stellten das Pflegepersonal vor grosse Herausforderungen.

Die Pandemie hat jedoch auch wichtige Lektionen für die Zukunft gebracht. Sie hat die Bedeutung der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Gesundheitswesen hervorgehoben sowie die Notwendigkeit einer ausreichenden Ausstattung und Schulung des Personals in Bezug auf Infektionskontrollmassnahmen unterstrichen. Ebenso wurde die Bedeutung von psychologischer Unterstützung und Resilienztraining für das medizinische Personal deutlich, um mit den Belastungen und dem Stress umzugehen.

Diese Erfahrungen aus der Pandemie führen zu wichtigen Anpassungen im Gesundheitswesen. Dazu gehören die Verbesserung der Krisenreaktionsfähigkeit, Investitionen in die Ausbildung und Ausrüstung sowie die Förderung eines stärkeren Bewusstseins für die psychische Gesundheit des medizinischen Personals. Die Pandemie hat die entscheidende Rolle von Pflegehelfenden im Gesundheitswesen unterstrichen und die Notwendigkeit aufgezeigt, sie besser zu unterstützen und vorzubereiten, um zukünftige gesundheitliche Herausforderungen effektiv bewältigen zu können.

 

Anerkennung und Wertschätzung der Pflegehelfenden in der Schweiz und im internationalen Vergleich

Die Wertschätzung und Anerkennung von Pflegehelfenden in der Schweiz und weltweit hat sich insbesondere im Zuge der Covid-19-Pandemie intensiviert. Diese Krise hat die unverzichtbare Rolle des Pflegepersonals in den Vordergrund gerückt und eine breitere gesellschaftliche Anerkennung für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Hingabe gefördert. In der Schweiz, bekannt für ihr effizientes Gesundheitssystem, wurde die Bedeutung der Pflegehelfenden durch verschiedene Initiativen und öffentliche Anerkennungen deutlich. Beispielsweise gab es landesweite Dankesbekundungen und Anerkennung von Regierungsvertretern und der breiten Öffentlichkeit.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Anerkennung von Pflegehelfenden stark variieren kann. In einigen Ländern, wie den skandinavischen Nationen, werden Pflegehelfende und ihre Arbeit traditionell hochgeschätzt und gut unterstützt. Dies spiegelt sich in guten Arbeitsbedingungen, angemessener Bezahlung und einem hohen Status des Pflegeberufs wider. In anderen Ländern hingegen kämpfen Pflegehelfende noch immer um Anerkennung und angemessene Wertschätzung.

Die Wertschätzung von Pflegehelfenden korreliert oft mit den allgemeinen Standards des Gesundheitssystems eines Landes. Länder mit einer starken Betonung der Gesundheitsversorgung als öffentliches Gut neigen dazu, ihren Pflegekräften mehr Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen zu bieten. In der Schweiz, wie auch in anderen Ländern mit hohen Standards im Gesundheitswesen, wird erwartet, dass die Anerkennung und Wertschätzung für Pflegehelfende auch nach der Pandemie weiterhin ein wichtiger Aspekt der öffentlichen Gesundheitspolitik bleibt.

Zukunftsaussichten und Verbesserungsmöglichkeiten

In der Zukunft der Pflege sind mehrere Trends zu erkennen, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen für Pflegehelfende bieten. Einer der wichtigsten Trends ist die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen. Dies umfasst den Einsatz von technologischen Hilfsmitteln wie elektronischen Gesundheitsakten, Telemedizin und mobilen Apps, die die Pflegepraxis unterstützen und effizienter gestalten können. Für Pflegehelfende bedeutet dies, dass sie sich mit neuen Technologien vertraut machen und digitale Kompetenzen entwickeln müssen.

Ein weiterer Trend ist die alternde Bevölkerung, die zu einer erhöhten Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegedienstleistungen führt. Pflegehelfende werden eine noch wichtigere Rolle in der Betreuung älterer Menschen spielen, insbesondere in Bereichen wie der Langzeitpflege und der geriatrischen Rehabilitation.

Um den Berufsstand der Pflegehelfenden zu stärken und das Gesundheitssystem zu verbessern, sind verschiedene Massnahmen empfehlenswert. Dazu gehört die Investition in die Aus- und Weiterbildung, um sicherzustellen, dass Pflegehelfende die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse haben, um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, wie die Gewährleistung angemessener Personalschlüssel und die Förderung der psychischen Gesundheit, ist entscheidend, um die Qualität der Pflege zu erhöhen und die Arbeitszufriedenheit der Pflegehelfenden zu steigern.

Fazit

Die Rolle der Pflegehelfenden im Schweizer Gesundheitssystem ist von entscheidender Bedeutung. Sie tragen wesentlich zur Grundversorgung und zum Wohlbefinden der Patient:innen bei, sowohl in Krankenhäusern, Pflegeheimen als auch im Bereich der ambulanten Dienste. Die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, einschliesslich hoher Arbeitsbelastung und emotionaler Belastung, sind beträchtlich, doch die Covid-19-Pandemie hat ihre unverzichtbare Rolle noch deutlicher hervorgehoben. Mit dem Fortschritt der Digitalisierung und dem demografischen Wandel werden sich die Anforderungen an Pflegehelfende weiterentwickeln.

Zukünftige Trends in der Pflege, wie die zunehmende Alterung der Bevölkerung und die Digitalisierung, werden die Rolle der Pflegehelfenden weiter prägen. Investitionen in Ausbildung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind entscheidend, um ihnen die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Ihre Anerkennung und Wertschätzung im Gesundheitssystem sind nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Qualität der Patient:innenversorgung und die Effizienz des Gesundheitssystems insgesamt.

 

Quellen: